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Raus aus der Komfortzone beim Allgäu Triathlon: Til und Marlene im Interview

Marlene und Til im Interview zum Allgäu Triathlon

"Am Ende ist es nur noch ein Kampf gegen den Kopf."

Am 20. August dieses Jahr ist es wieder soweit: Der komplett ausgebuchte Allgäu Triathlon 2023 steht zum 40. Mal in Immenstadt am Alpsee in den Startlöchern. Mit dabei: Geschäftsleiter und Kursbereichsleiter Tilmann Bührer und Kursleiterin Marlene Schmid aus der Rückgrat-Gruppe. Wir haben uns mit den beiden im Interview unter anderem über die gemeinsame Vorbereitungszeit unterhalten, welche Hürden sie dabei meistern mussten und wieso sie andere dazu ermutigen möchten, hin und wieder mal die eigenen Grenzen zu überwinden. 

Hallo Marlene, hallo Til! Auch dieses Jahr findet am 20. August wieder der bekannte Allgäu Triathlon statt. Das wievielte Mal geht ihr dort an den Start?

Til: Ich nehme jetzt schon das dritte Mal am Allgäu Triathlon teil. Das letzte Mal habe ich vor der Corona-Pandemie mitgemacht.

Marlene: Für mich ist es das erste Mal, dass ich überhaupt an einem Triathlon teilnehme.

Und, bist Du aufgeregt?

Marlene: Ja wahnsinnig! Ich bin zwar nervös, aber so langsam kommt auch die Vorfreude.

Til, nimmst Du an derselben Disziplin teil wie damals?

Til: Ich habe mich auch dieses Mal wieder für die Olympische Disziplin entschieden. Das sind 1,5 Kilometer Schwimmen, 42 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen.

Fühlt ihr Euch gut vorbereitet?

Til: Eine gute Grundlagenausdauer ist durch meine Kurse, die ich regelmäßig gebe, natürlich vorhanden. Schwimmen ist vor allem eine Technik- und Kopfsache; man darf da einfach keine Angst vor dem Freiwasser haben. Dieses Jahr bin ich generell entspannter, weil ich es bereits zweimal mitgemacht habe. Einmal lief es super, einmal lief es eher schlecht, und deshalb weiß ich jetzt: Selbst wenn es schlecht laufen sollte, es geht trotzdem.

Was heißt denn, dass es einmal schlecht gelaufen ist?

Til: Letztes Mal bin ich beim Schwimmen inmitten des Pulks von Menschen reingeraten. Ich war mit einem Freund zwischen etwa 200 anderen Startern. Da bekamen wir dann Füße ins Gesicht und es war richtig viel Trubel um uns herum. Ich konnte nicht in meinen Rhythmus finden und fühlte mich dann etwas unwohl.

Welche Technik schwimmst Du denn?

Til: Grundsätzlich kann man seine Schwimmtechnik frei wählen. Ich bin bisher immer Brust geschwommen, weil das am einfachsten ist und man sieht, wohin man schwimmt. Wenn man krault – und das ist lustig zu beobachten – dann schwimmen alle immer durcheinander. Beim Schwimmen im Schwimmbad hat man Linien und die Seiten zur Orientierung, die es im Freiwasser natürlich nicht gibt. Vielleicht kraule ich dieses Mal auch ein bisschen, aber die ganzen 1,5 Kilometer Kraulen packe ich nicht (lacht).

Und wie ist es bei Dir, Marlene, wie gut fühlst Du Dich vorbereitet?

Marlene: Ich habe mit allen drei Disziplinen erst dieses Jahr begonnen und habe inzwischen alles ein paar Mal gemacht, unter anderem auch einen Probe-Triathlon mit Til. Jetzt habe ich zumindest das Gefühl, dass ich es packe und nicht abbrechen muss. Aber gut vorbereitet ist etwas anderes (lacht).

Wie habt ihr Euch bisher auf den Triathlon vorbereitet?

Til: Ich war jeden Dienstag ein bis eineinhalb Kilometer schwimmen. Beim Schwimmen lege ich meinen Fokus aber vor allem auf die Technik. Zusätzlich bin ich einmal pro Woche joggen gegangen und zwei- bis dreimal Rad gefahren. Laufen auf dem Laufband im Studio ist übrigens ideal, um über den Winter eine gute Grundlagenausdauer aufzubauen. Man gibt dem Laufband ein Tempo vor und das läuft man dann einfach durch. Für ein gezieltes Training auf Zeit ist ein Laufband eigentlich immer besser, denn draußen läuft man oft irgendwie.

Marlene: Ich gebe seit 2016 regelmäßig Kurse und hatte somit nie eine längere Trainingspause. Und dadurch, dass ich inzwischen an vier Tagen die Woche sieben Kurse gebe und somit sowieso schon viel Sport treibe, bringe ich eine ganz gute Grundfitness und –ausdauer mit. In den letzten Wochen bin ich zusätzlich, wenn ich es zeitlich hinbekommen habe, morgens um 7 Uhr vor der Arbeit entweder joggen oder schwimmen gegangen. Abends habe ich dann Kurse gegeben und am Wochenende sind Til und ich dann Rad gefahren.

Marlene und Til beim Training auf dem Rad im Rückgrat

Til und Marlene beim Training auf dem Rad im Rückgrat.

Til, auch Du gibst regelmäßig Kurse in der Rückgrat-Gruppe. Inwiefern helfen Dir diese Kurse bei der Vorbereitung auf den Triathlon?

Til: Aktuell gebe ich BodyPump und BodyCombat. BodyPump eignet sich einfach super, weil man dadurch den gesamten Körper kräftigt. Grundsätzlich sind Kurse eine gute zusätzliche Vorbereitung, weil man da Muskelgruppen trainiert, die bei einem reinen Ausdauertraining oft einfach zu kurz kommen.

Seit wann bereitet ihr Euch auf den Triathlon vor?

Til: Ich würde sagen seit März.

Marlene: Mit dem Rennradfahren haben wir im Frühling begonnen, als das Wetter gut war. Mit regelmäßigem Joggen habe ich erst vor drei bis vier Wochen angefangen. Ich habe eine ganz normale 40-Stunden Woche, das heißt, ich arbeite in der Regel von 9 – 18 Uhr. Hinzu kommen abends die Kurse, weshalb ich auch nur morgens oder in der Mittagspause trainieren kann.

Da Du dieses Thema gerade schon ansprichst: Hast Du für andere Nicht-Profi-Sportler*innen, die zum Beispiel Vollzeit arbeiten, einen Tipp, wie man das Training am besten in den Alltag integrieren kann?

Marlene: Ich muss ehrlich sagen, dass ich um Ostern rum tatsächlich überlegt hatte, ob ich mich wieder von dem Triathlon abmelde. Ich dachte, dass ich es neben der Arbeit und den Kursen nicht schaffe, das Training irgendwo unterzubringen. Da Til dann aber meinte, dass ich beim Rennradfahren schon anspruchsvollere Routen gefahren bin als beim Triathlon selbst, habe ich mich von da an auf die anderen beiden Disziplinen konzentriert. Das hat mich ermutigt. Für alle, die sich also überlegen, bei so etwas mal mitzumachen: Man muss nicht immer die komplette Distanz trainieren, also beispielsweise dreimal in der Woche 1,5 Kilometer schwimmen. Ich würde die Disziplinen viel eher getrennt voneinander testen, um dann zu schauen, wie man mit der unterschiedlichen Belastung klarkommt. Erst später würde ich die einzelnen Disziplinen miteinander kombinieren. Wir sind zum Beispiel nach einem Kurs noch joggen gegangen, um rauszufinden, wie sich das anfühlt, wenn man davor schon trainiert hat.

Hast Du sonst noch einen guten Tipp für Triathlon-Einsteiger*innen?

Marlene: Ja, spart nicht an der Triathlon-Kleidung (lacht)! Die billige Kleidung ist meistens echt nicht gut – ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich hatte mir einen ungetragenen Anzug Second Hand bestellt. Bei unserem Probe-Triathlon habe ich auf schmerzliche Weise feststellen müssen, dass er mir zu groß ist. Da war dann die Entscheidung gefallen, dass ich doch etwas mehr Geld in die Hand nehmen sollte.

Schwimmen, Radfahren oder Laufen – was ist Eure Lieblingsdisziplin und welche bereitet Euch am meisten Angst?

Til: Witzigerweise mag ich Radfahren mittlerweile am liebsten. Früher war ich immer voll der Läufer. Und Schwimmen war immer die Disziplin, die ich am wenigsten mochte, aber mittlerweile mag ich es tatsächlich sehr. Beim Schwimmen hat man Bewegungsabläufe, die man an Land nicht trainieren kann, sondern nur im Wasser, und das finde ich herausfordernd.

Marlene: Am meisten Respekt habe ich davor, in dieser großen Menschenmasse zu schwimmen. Für mich ist das Schwimmen im Freiwasser auch etwas gruselig. Aufs Radfahren freue ich mich besonders, jetzt, wo ich die Strecke auch schon gesehen habe. Die ist richtig schön.

Habt ihr jeweils ein Ziel vor Augen?

Til: Ein Zeitziel habe ich nicht. Ich will einfach nur Spaß haben. Okay, vielleicht will ich ein bisschen schneller als das letzte Mal sein (grinst). Aber ich glaube das wird es auch, denn ich bin auf dem Rad inzwischen deutlich besser. Bei meinem ersten Triathlon hatte ich richtig Respekt vorm Schwimmen. Und als ich aus dem Wasser gekommen bin, habe ich realisiert: Ach Mist, jetzt kommt noch der ganze andere Quatsch (lacht). Von da an hat es aber richtig Spaß gemacht, weil dann die größte Angst einfach abgefallen war.

Marlene: Ich strebe keine besondere Zeit an und auch nicht, auf’s Treppchen zu kommen (lacht). Aber ich bin ganz guter Dinge, dass ich es schaffe, und darum geht’s. Die Stimmung dort ist einfach so gut, dass ich glaube, dass das nochmal eine ganz andere Situation ist, als wenn man nur für sich alleine trainiert. Ich denke alle, die auf so etwas Lust habe, können das auch schaffen und genießen.

Wie läuft das dann ab – startet ihr vor Ort zusammen?

Til: Es gibt Startblöcke sowohl für die Männer als auch für die Frauen. Wir starten also komplett getrennt und es ist jeder ganz auf sich allein gestellt.

Til, wenn Du mehrere Stunden unterwegs bist – wie bereitest Du Dich mental darauf vor?

Til: Da helfen mir tatsächlich die hochintensiven Kurse in den Studios. In Kursen wie zum Beispiel GRIT von Les Mills entwickelt man eine gute Fähigkeit, sich jedes Mal auf’s Neue zu quälen und zu sagen “Ey ja komm, einer geht noch, und noch einer!” Da kämpft man auch so lange, bis man einfach nicht mehr kann. Hier lernt man, über seine Grenzen hinauszugehen und sieht, dass es geht. Wenn der Körper einem nämlich sagt, dass es reicht, dann ist das meistens nur eine Art Sicherheitsgrenze, wo es unangenehm wird. Sich beim Triathlon abzulenken, funktioniert meistens nicht, weil einem irgendwann – bei mir meistens beim Laufen – einfach alles wehtut und man es nur noch anstrengend findet. Es ist am Ende nur noch ein Kampf gegen den Kopf, weil Dir alles an deinem Körper sagt: “Jetzt geh halt!”. Über diese Grenze hinauszugehen und daran zu wachsen, das ist mein Ziel.

Gibt es noch etwas, das ihr zum Schluss sagen möchtet?

Til: Ich finde Triathlon einfach toll, selbst wenn man bisher keinen Zugang zu Ausdauersport gefunden hat. Es macht Spaß, weil es einfach so abwechslungsreich ist. In einem Artikel habe ich erst kürzlich gelesen, dass diese drei low impact Sportarten – also Schwimmen, Radfahren und Joggen – die sind, die besonders gesundheitsorientiert sind und von der WHO für jeden empfohlen werden.

Marlene: Ich möchte die Menschen, die das hier lesen, dazu ermutigen, dass man sich durchaus mal etwas trauen kann, was so ganz außerhalb der eigenen Komfortzone liegt. Ich gebe seit vielen Jahren Kurse, ich habe davor viel getanzt und ich war immer der Meinung, dass Ausdauersport nichts für mich ist. Aber jetzt, wo ich für den Triathlon angemeldet bin, habe ich wirklich Lust darauf. Und ich glaube, egal, wie die Leistung am Ende ausfallen wird: Am Ende schafft man immer mehr, als man sich selbst zugetraut hat – und darauf kann man dann stolz sein. Ich bin mir sicher, dass das etwas sein wird, was man eine lange Zeit mit sich trägt.

Vielen Dank Euch beiden für das ausführliche Interview und die spannenden Einblicke in Eure Zeit vor dem Allgäu Triathlon – und natürlich toi, toi, toi!